Carl Ludwig Jahn

Die Holzgewächse des Friedrichshains bei Berlin.

Geſchichtliche und ſtatiſtiſche Notizen.

Daß derſelbe dieſe Benennung, wie man wohl zu ſagen pflegt, dem Zufalle zu danken habe, erſcheint von vorn herein unwahr­ſcheinlich, da die Namen, welche öffentlichen Bauten und Anlagen zuertheilt werden, ſtets einer reiflichen Erwägung unterzogen zu werden pflegen. Jch muß bekennen, daß mich dieſe Frage längere Zeit beſchäftigt hat, da Nichts bekannt war, in irgend welcher Weiſe dieſer Raum in Beziehung zu Friedrich d. Gr. geſtanden hätte. Auf meine wiederholt angeſtellten Erkundigungen erhielt ich wohl die Antwort: die Anlage heißt deshalb Friedrichshain, weil das Denk­mal Friedrich d. Gr. darin ſteht, und dieſe Annahme ſcheint all­gemein verbreitet zu ſein; aber dem widerſpricht die Thatſache, daß das Denkmal erſt errichtet wurde, als der Hain ſchon angelegt war, nicht aber umgekehrt.

Nach verſchiedenen vergeblichen Forſchungen wandte ich mich an den Herrn Archivar Fidicin, welcher mir mit freundlicher Be­reitwilligkeit in dem ſtädtiſchen Archiv nachſtehende Stelle auf­ſchlug:

Zur Feier des Tages, an welchem der Hochſelige König Friedrich II. () den Thron beſtie­gen und zum bleibenden Gedächtniß dieſes großen Königs, beſchloſſen die Communal‐Behörden unter dem zwiſchen dem Landsberger und Neuen‐Königsthore der Stadt Berlin unter dem Namen Friedrichshain einen Erholungsplatz, und zwar nach Art des Thiergartens anzulegen.

Demnach hat der Name eine hohe hiſtoriſche Bedeutung und giebt den nachkommenden Geſchlechtern zugleich ein bedeutungsvolles Zeugniß von der hohen Verehrung, welche die ſtädtiſchen Behörden der Hauptſtadt des Landes, dem glorreichen Andenken des Einzi­gen weiheten, welche ſich zugleich auch durch die reiche Ausſtattung des Hains kund giebt.

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Nach obigem Beſchluſſe wurde ungeſäumt zur Ausführung ge­ſchritten; aber wie groß die zu überwindenden Schwierigkeiten wa­ren, leuchtet deutlich aus der Zeit hervor, welche zur Realiſirung dieſes Beſchluſſes nöthig wurde, wenn man hört, daß erſt ſechs Jahre ſpäter, , mit der Vermeſſung und Regulirung des er­worbenen Planes vorgegangen werden konnte.

Lage. Form.

Aus obigem Beſchluſſe der Communal‐Behörden geht ſchon die Lage des Hains im Allgemeinen hervor. Derſelbe liegt zwiſchen einem, ſüdlich vom Königsthore oſtwärts führenden breiten Feld­wege und der Landsberger Chauſſee, an welche er unmittelbar mit ſeiner ſüdlichen Seite grenzt, und bildet ſeinem Umriſſe nach ziem­lich genau einen Rhombus.

Jnhalt.

Nach dem Verwaltungsbericht der Stadt von be­trug das Geſammt‐Areal, welches von der Commune zur Anlage des Hains erworben wurde, 95 ha, von welchen zum Dienſtgebäude des Stadtgärtners und dem dabei befindlichen Garten 2.434 m², zum Begräbniß­platze für die am aus dem Bürgerſtande Ge­fallenen 1.739 m² verwendet ſind.

Nahe an der öſtlichen Grenze befindet ſich ein tiefer Einſchnitt nordwärts von der Landsberger Chauſſee aus, welcher urſprünglich zur Aufnahme der ſtädtiſchen Waiſenhäuſer reſervirt wurde, welche jetzt in Rummelsburg erbaut ſind. Derſelbe enthält ungefähr 7,8 ha. Dieſe wurden bisher als Ackerland verpachtet.

Nach der neueſten Beſtimmung ſoll dieſer Raum zu Spiel­plätzen verwendet werden, wie ſie von den ſtädtiſchen Behörden für die Jugend zu errichten beſchloſſen ſind. Der bepflanzte Raum